Ärger mit Griechenland: Mazedonien ändert seinen Namen
Freitag, 29. Juni 2018 | Kategorie: Politik
Die südeuropäische Nation Mazedonien soll künftig einen neuen Namen tragen. Diese Entscheidung soll einen langen Streit mit dem Nachbarn Griechenland beilegen. Worum es bei der Fehde ging und wie der Staat sich nun nennt, verrät der folgende Beitrag.
Republik Nord-Mazedonien: Noch ein bloßer Arbeitstitel
Die Außenminister Griechenlands und Mazedoniens haben kürzlich ein vorläufiges Abkommen unterzeichnet, das den jahrzehntealten Konflikt rund um den Staatsnamen Mazedonien ad acta legen soll. Die im Ort Psarades nahe der Grenze unterzeichnete Einigung veranlasst, dass Mazedonien ab sofort den offiziellen Titel „Republik Nord-Mazedonien“ verwendet. Dieser Schritt muss jedoch noch von den Parlamenten beider Staaten sowie in einem eigens einberufenen Referendum in Mazedonien endgültig verabschiedet werden.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras erklärte den Vorgang in Psarades zu einem „mutigen, historischen und nötigen Schritt für unsere Völker“. In seinen Augen eröffne das Abkommen „einen Weg für Frieden, Brüderlichkeit und Wachstum für unsere Länder, den Balkan und Europa“. Mazedoniens Ministerpräsident Zoran Zaev pflichtete ihm bei: „Wir werden Partner und Verbündete sein.“ Ihm zufolge treten beide Länder „aus der Vergangenheit heraus und blicken in die Zukunft“.
Ob die Entscheidung auch die parlamentarische Prüfung und das erwähnte Referendum übersteht, ist allerdings noch völlig offen. Die Vereinbarung stößt nämlich in beiden Staaten auf erhebliche Vorbehalte. Die konservative Opposition Griechenlands lehnt sie kategorisch ab. Ein von ihr eingebrachtes Misstrauensvotum gegen Tsipras wurde im Parlament jedoch mit klarer Mehrheit zurückgewiesen. Auch die Opposition Mazedoniens und der von dieser gestellte Präsident Gjorge Ivanov sind gegen das Abkommen, das Zaev mit Tsipras anberaumt hatte.
Griechenland vs. Mazedonien: Ein Streit mit Historie
Der Streit um den Namen Mazedonien belastet die Beziehungen zwischen Griechenland und seinem nördlichen Nachbarn schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Der Konflikt geht auf das Jahr 1991 zurück, als die bis dato jugoslawische Teilrepublik ihre Unabhängigkeit erklärte und sich fortan Mazedonien nannte.
Aus griechischer Sicht ist der Name Mazedonien Teil des hellenischen Nationalerbes. Ein Großteil der Griechen befürchtet seit jeher, dass der Nachbar mit der Landesbezeichnung Mazedonien auch Ansprüche auf die nordgriechische Provinz gleichen Namens erheben könnte. Jene Vorbehalte Griechenlands standen bislang auch einer weiteren Annäherung des Staates Mazedonien an die EU und die Nato im Weg. Ob der neuerliche Vorstoß der Staatspräsidenten daran etwas ändern kann, werden die kommenden Wochen zeigen. Wer demnächst einen Last-Minute-Urlaub in Griechenland oder einen Last-Minute-Urlaub auf Rhodos unternimmt, könnte jedoch gegebenenfalls hautnah dabei sein, wenn Geschichte geschrieben wird.