Darum handelte der Sportwettenanbieter bet365 lange Zeit nicht legal
Freitag, 1. September 2023 | Kategorie: Sport
Lange Zeit verfügte das bekannte Online-Wettbüro bet365 nicht über eine Spiellizenz für den deutschen Markt. Für die Zeit, in der bet365 seine Angebote hierzulande ohne Erlaubnis angeboten hat, können Kunden ihre Einbußen zurückfordern. Doch auch in Dänemark gibt es Probleme.
Wer ist bet365?
Das Online-Wettbüro bet365 gehört zur Familie Coates aus Stoke-on-Trent in Großbritannien. Die Firma heißt Hillside (Sports) ENC und ist in Malta ansässig. Der Sportwettenanbieter zählt zu den Big Playern in der Branche. Er zeichnet sich insbesondere durch ein umfangreiches Wettprogramm und einen gut erreichbaren Kundensupport aus.
In Deutschland herrschte lange Zeit Unklarheit darüber, ob Sportwetten erlaubt sind oder nicht. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat sich das geändert. Der Anbieter bet365 zählt zu den Anbietern, die bereits die deutsche Glücksspiellizenz erworben haben. Das heißt, dass Online-Sportwetten bei bet365 legal sind und sich Nutzer ohne Bedenken bei dem Anbieter anmelden können.
Allerdings war das nicht immer so. Bevor der Glücksspielstaatsvertrag 2021 in Kraft getreten ist, war Online-Glücksspiel hierzulande weitgehend illegal. Der Anbieter bet365 besaß die Lizenz der „Malta Gaming Authority“, kurz: MGA, für Online-Sportwetten sowie weitere Casino-Angebote. Die Glücksspiellizenz der MGA war und ist für den deutschen Markt aber nicht ausreichend.
Bekannt ist auch, dass das Online-Wettbüro vormals sowohl Wetten als auch andere Glücksspiele auf der deutschen Webseite angeboten hatte, jedoch ohne gültige Erlaubnis. Zusätzlich kamen sogenannte Ereignis- und Live-Wetten für Sportevents hinzu. Diese wurden mit dem neuen Glücksspielvertrag eingeschränkt oder verboten, um einen besseren Spielerschutz zu gewährleisten.
Mai 2023: Verurteilung zu Schadensersatz wegen unautorisierter Werbung
Das weltweit bekannte Online-Wettbüro hatte in der Vergangenheit also nicht immer vorschriftsmäßig gehandelt und seinen Spielern etliche Probleme gebracht. In diesem Jahr, im Mai 2023, wurde ein weiteres Vergehen von bet365 bekannt. Demnach haben zahlreiche dänische Star-Fußballer bet365 auf Schadensersatz verklagt.
Was war passiert? Glücksspielunternehmen buhlen auch in Dänemark mit Hilfe von Werbeaktionen um die Gunst der Kunden. Dies wird für das Online-Wettbüro nun richtig teuer. Denn dieses stellte die Sportler in seiner Werbung dar, ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen. Für diesen Verstoß verurteilte ein Gericht den Anbieter zu einer Strafe in Höhe von 631.000 Euro (4,7 Millionen DKK).
Für das Gericht war die Sachlage eindeutig. Der Sportwettenanbieter hatte mit den Athleten nicht erlaubte Werbung betrieben, indem er sie in verschiedenen sozialen Netzwerken abgebildet hatte. Der Buchmacher habe nach Aussage des Gerichts damit das Recht der Athleten am eigenen Bild und Namen verletzt.
Mehr als 90 Verstöße
Die Werbe-Verstöße ereigneten sich über einen längeren Zeitraum, zwischen 2019 und 2021. In mehr als 90 Fällen nutzte bet365 Bilder der Sportler, um für das eigene Sportwetten-Angebot zu werben. Zwar war die Werbung mit den Sportprofis zum damaligen Zeitpunkt rechtlich nicht verboten. Der Anbieter hätte sie nach eigener Aussage jedoch um eine Genehmigung bitten müssen. Dieser Meinung schloss sich das Gericht an.
Insgesamt haben 23 dänische Athleten Klage gegen die Werbung von bet365 eingereicht. Dabei handelte es sich vorwiegend um Fußballspieler. Unter den Klägern waren unter anderem der frühere Torwart Peter Schmeichel (350.000 DKK) sowie die Fußballnationalspieler Kasper Schmeichel (500.000 DKK) und Christian Eriksen. Letzterer erhielt den höchsten Betrag. Die Richter stellten bei dem Sportler 29 unautorisierte Nutzungen fest. Der Kläger bekam 1,45 Millionen DKK. Ebenfalls dabei war der Handballweltmeister Mikkel Hansen, der mit der Verwendung seiner Bilder durch den Sportwettenanbieter ebenfalls nicht einverstanden war und ihn auf Schadensersatz verklagte.
Ob der Anbieter gegen das Urteil Berufung eingelegt hat, ist bisher nicht bekannt. Der Fall dürfte jedoch in Dänemark dazu beitragen, dass Sportwetten-Anbieter im Land künftig noch genauer geprüft werden, insbesondere in Hinblick auf ihre Werbekampagnen.
Wie viele Sportwetten-Anbieter mit deutscher Lizenz gibt es bereits?
Anbieter, die die deutsche Glücksspiellizenz erworben haben, müssen sich an strenge Regeln halten. Dies gilt auch für den Sportwettenanbieter bet365. Für die Einhaltung der Regeln sorgt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder, kurz: GLL, die Anfang 2023 ihre Arbeit aufgenommen hat.
Die wichtigste Aufgabe der Glücksspielbehörde ist es, den deutschen Glücksspielmarkt im Internet zu regulieren. Dazu prüft und genehmigt sie Online-Angebote und sorgt ferner dafür, dass die Glücksspielanbieter mit einer deutschen Lizenz alle Regeln zum Schutz der Spieler vor Manipulation und Spielsucht einhalten.
Aufgrund der strengen Regeln und Auflagen gibt es bisher nur eine Handvoll Sportwettenanbieter mit deutscher Lizenz, darunter bet365. Da sich das Online-Glücksspiel sowohl weltweit als auch in Deutschland schnell entwickelt, gehen Experten davon aus, dass in Zukunft weitere Wettanbieter die deutsche Lizenz beantragen werden.
Fazit: Traditionsreicher Anbieter mit kleinen Fehlern
Der Sportwettenanbieter bet365 wurde im Jahr 1974 als Hillside (Sports) ENC gegründet und zählt zu den ältesten Anbietern von Sportwetten. Seit 2001 ist der Anbieter auch im Online-Segment aktiv, mit großem Erfolg. Weltweit verzeichnet bet365 über zehn Millionen Kunden.
Viele Kunden haben positive Erfahrungen mit dem Wettanbieter gemacht, in Bezug auf sein Wettangebot, den Kundenservice oder Ein- und Auszahlungen. Er scheint in vielen Bereichen zu überzeugen. Dennoch hat der Anbieter mit Sitz in Malta in der Vergangenheit nicht immer vorschriftsmäßig gehandelt.
So kam es im Mai 2023 zu einem Vorfall, den sich ein seriöses Unternehmen wie bet365 eigentlich nicht leisten darf. Der Anbieter nutzte ohne Genehmigung Bilder von Profi-Sportlern aus Dänemark zu Werbezwecken. Problematisch daran ist, dass das Unternehmen die betreffenden Atlethen im Vorfeld nicht gefragt hatte. Das Ganze vollzog sich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das führte schließlich dazu, dass einige der Sportler Klage gegen den Anbieter erhoben. Das Gericht gab ihnen Recht und verurteilte bet365 zu einer Geldstrafe. Ob der Sportwettenanbieter gegen das Urteil Einspruch erheben wird, ist bislang nicht bekannt.
Eines ist jedoch sicher: In Deutschland darf sich das Unternehmen einen derartigen Fauxpas nicht erlauben. Wie alle anderen Glücksspielanbieter mit einer deutschen Lizenz unterliegt auch bet365 der strengen Regulierung der GLL. Bleibt zu hoffen, dass sich die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen.