Schiefe Türme??? In Pisa steht längst nicht der Einzige!
Montag, 8. September 2014 | Kategorie: Allgemein, International, Sehenswürdigkeiten
“Der Schiefe Turm von Pisa”! Den Turm selbst kennen wohl nur Wenige,den Namen aber fast Alle. Dabei ist der weltbekannteste Turm in Schieflage bei Weitem nicht der Einzige seiner Zunft auf dem Erdball. Es gibt zahlreiche weitere schiefe Gebäude,manche auch in Deutschland und einige gar weit schiefer als der in Italiens bekannter Provinzstadt. Untenstehend finden Sie eine Auflistung jener schiefen Türme,die Sie durchaus mal besuchen sollten.
Deutschland
Was der geneigte Leser vielleicht gar nicht genau weiss: In Deutschland stehen nicht nur besonders viele schiefe Bauwerke,sondern auch DER schiefste Turm der Welt schlechthin – nämlich der “Kirchturm von Suurhusen” in Ostfriesland.
Der Schiefe Turm von Suurhusen
Wenn sie den schiefsten Turm der Welt sehen wollen,dann müssen Sie gar nicht in die Ferne schweifen. Was Sie nämlich überraschen wird, ist die Tatsache, dass er hierzulande steht,im beschaulichen Suurhusen in Ostfriesland. Das bestätigt sogar das “Guinessbuch der Rekorde”.
Der Neigungswinkel der baulich misslungenen Kirche liegt bei unglaublichen 5,19 Grad,damit ist die Kirche deutlich schiefer als der Turm in Pisa (3,97 Grad).
Ein Albtraum für jeden Architekten, eine Sehenswürdigkeit für Nordsee-Touristen.
Erbaut wurde die Kirche im 13. Jahrhundert,und zwar ausgerechnet auf Moorboden. Das Fundament aus Eichenstämmen, auf welchem die Kirche gegründet wurde, konnte die zunehmende Schieflage abfedern,aber nicht verhindern. 1975 musste die Kirche 10 Jahre lang für die Öffentlichkeit gesperrt werden, so stark war das Bauwerk mittlerweile in Schieflage geraten. Erst nach jahrelangen Stabilisierungsarbeiten wurde die Kirche 1985 erneut eingeweiht und wieder freigegeben.
Turm der Midlumer Kirche
Eine weitere sehenswert schiefe Kirche befindet sich ebenfalls in Ostfriesland, von Vielen auch scherzhaft als “Land der schiefen Türme” genannt. Der im 13. Jahrhundert erbaute Glockenturm geriet schon bald nach seiner Fertigstellung in Schräglage, da der schlechte Untergrund von den damaligen Erbauern völlig ausser Acht gelassen wurde. 1999 wurde die Kirche innen komplett renoviert.
Der Metzgerturm in Ulm
Beim schiefsten Bauwerk in Ulm geht es nicht um eine Kirche, denn bei dem regional bekannten Metzgerturm handelt es sich um ein bis heute erhaltenes Stadttor der Stadtbefestigung an der Donau aus mittlealterlichen Zeiten.
Der 1340 erbaute Turm litt von Anfang an unter dem sumpfigen Untergrund. Seinen Namen verdankt der Turm einer Sage.
So sollen sich im Turm eingesperrte kräftige Metzger aus Angst vor einer Strafe wegen dem Verkauf minderwertiger Waren in einer Ecke gedrängt haben, als der wutstaubende Bürgermeister eintrat,um Rechenschaft zu verlangen.
Der schiefe Turm von Dausenau
Dieses in Schräglage gekommene Bauwerk steht im rheinland-pfälzischen Dausenau. Es handelt sich um einen Turm der mittelalterlichen Stadtmauer,die im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Die ursprüngliche Höhe lag bei knapp 25 Metern. Im Laufe der Zeit geriet der Turm in immer grössere Schieflage, Schuld war ein sich im 19.Jahrhundert aufweichender Untergrund.
Der schiefe Kirchturm von Bad Frankenhausen
Baumeister jener Kirche war Friedrich Halle, der das Werk 1382 vollendete. Das Hauptproblem für die Schräglage ist bis heute die geologisch instabile Bodendecke am Südrand des bekannten Kyffhäusergebirges.
Im Dezember 2011 beschloss der Stadtrat von Bad Frankenhausen, den Oberkirchturm für einen Spottpreis von einem Euro vom bisherigen Eigentümer zu übernehmen. Ziel dieser Aktion war es, dass die Stadt die dringend notwendigen Sanierungsmassnahmen nun selber in Angriff nehmen und kontrollieren kann.
Marienkirche in Salzwedel
Die um 1150 gegründete Marienkirche in Salzwedel ist romanischen Ursprungs und wird der Backsteingotik zugerechnet.
Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche dann in eine fünfschiffige Bassilika umgewandelt. Die Umbauarbeiten dauerten bis zu 200 Jahre. 1752 wurde eine prächtige barocke Orgel eingebaut. 1913 musste sie allerdings ersetzt werden.
Schweiz
Auch die Schweiz hat eine äusserst schräg geratene Kirche, die St. Mauritius-Kirche in St. Moritz. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut, heute jedoch steht nur noch der Turm. 1890 wurde die Kirche abgerissen,so das eine Besichtigung des Turms schon seit über 100 Jahren nur noch von aussen möglich ist.
Italien
Nun aber zum weltbekannten Schiefen Turm von Pisa.
Ursprünglich war der Turm eigentlich als freistehender Glockenturm für den benachbarten Dom gedacht. Im Jahr 1173 fand die Grundsteinlegung statt, doch schon einige Jahre später begann der Boden unter dem Fundament nachzugeben. Dadurch musste der Weiterbau für knapp 100 Jahre unterbrochen werden. Kurioserweise wurden die nächsten vier Stockwerke schräg in die entgegenliegende Richtung gebaut, um die Schieflage auszugleichen. Doch dies gelang nicht wie gewünscht und so wurde der Bau erneut viele Jahrzehnte unterbrochen und erst 1372 fertiggestellt.
Der Turm mit seinen 54 Metern Höhe wurde 1987 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Nur 3 Jahre später, 1990, wurde der Turm endgültig für Besichtigungen gesperrt; zu weit war die Schräglage mittlerweile fortgeschritten.
Anschliessend begannen teure und aufwendige Sanierungsmassnahmen von 12 Jahren, die 2001 ihren vorläufigen Abschluss fanden. Seit Ende 2001 können maximal 30 Personengruppen wieder gleichzeitig den Turm betreten.
Polen
In Polen steht der Schiefe Turm von Thorn. Der Turm selbst ist Teil der mittelalterlichen Befestigungsanlagen der Stadt, die im 13. Jahrhundert als Bastei errichtet wurden. Aufgrund eines Grundbruches geriet der Turm alsbald in eine bedenkliche Schieflage. Um 1750 wurde der Turm in ein Frauengefängnis umgebaut. Mittlerweile beherbergt der Turm eine Kaffeestube und
einen Souvenirladen, was wohl deutlich mehr Frauen anziehend finden.
Großbritannien
Für Viele sicher überraschend, aber auch der berühmte und allseits bekannte “Big Ben” in Großbritanniens Hauptstadt London ist in jüngster Zeit etwas in die Schräge geraten.
Das 96 Meter hohe Wahrzeichen des Vereinigten Königsreichs könnte sogar noch weiter kippen,befüchten Statik-Experten.
Zur Beruhigung sei gesagt, dass dies noch hunderte Jahre dauern könne, da die Neigung bisher keine gefährlichen Ausmaße angenommen habe.
Den Grund für die schleichende Schieflage sehen Experten in der naheliegenden Kanalisation und den zahlreichen Tunnelanlagen und U-Bahn-Schächten, die dem Fundament des Big Ben zusetzen könnten. Doch wie gesagt,eine unmittelbare Gefahr für einen Einsturz besteht nicht! Touristen können die Attraktion im Herzen Londons also weiterhin problemlos besuchen und besichtigen.