Wie sieht der Tourismus nach der Corona-Pandemie aus?

Mittwoch, 1. April 2020 | Kategorie: Allgemein

Noch nie in der jüngeren Geschichte ist eine so massive Krise über die Reise- und Tourismusindustrie weltweit hereingebrochen wie in diesen Tagen. Fluggesellschaften, Kreuzfahrtreedereien, Hotels und Reiseveranstalter – die Corona-Pandemie macht vor niemandem Halt und wird die Zukunft in allen Teilbereichen der Reisebranche neu gestalten.

Insel Urlaub

Wie weitreichend die Folgen der Coronakrise auf das Reiseverhalten sein werden, bleibt abzuwarten.

Urlaub in Deutschland statt Fernreisen?

Geschlossene Grenzen, Hotels und Museen, gestrichene Flüge und verwaiste Flughäfen, Schiffe, die keinen Hafen mehr anlaufen können, Menschen in Schutzmasken, die Abstand voneinander halten müssen – die weltweite Reise- und Tourismusindustrie befindet sich in der größten Ausnahmesituation ihrer jüngeren Geschichte. Wie lange die Coronavirus-Pandemie noch andauern wird, kann derzeit niemand mit Gewissheit sagen. Was jedoch als gesichert gilt, ist, dass die Touristikbranche nach der Pandemie nicht mehr so sein wird wie davor. Zu heftig sind die Auswirkungen auf alle beteiligten Unternehmen, von Fluggesellschaften bis zu Kreuzfahrtreedereien, von Hotels bis zu Reisebüros.

Die gute Nachricht für die Branche ist: Reiseforscher gehen davon aus, dass Menschen auch in Zukunft wieder in den Urlaub fahren werden. An ein Szenario, in dem Menschen überhaupt nicht mehr reisen, glaubt derzeit niemand ernsthaft. Zu groß ist das Grundbedürfnis der meisten Menschen nach Reisen. Auch eine langanhaltende Pandemie, so die Experten, werde nicht den Tod der Tourismusindustrie bedeuten.

Trotzdem wird die Virus-Pandemie aller Voraussicht nach das Reiseverhalten der meisten Menschen beeinträchtigen. Tourismusfachleute gehen davon aus, dass es bei den Deutschen einen Trend weg von Fernreisen und hin zu Urlaub in Deutschland und Europa geben könnte. Hintergrund dieser Einschätzung ist, dass sich Reisende in ihrem Heimatland bzw. in dessen Nähe grundsätzlich sicherer fühlen. Der Weg von Italien oder Spanien nach Hause ist eben deutlich kürzer als aus Australien und Südafrika. Obwohl Italien und Spanien die beiden am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa sind, könnten sie mittelfristig in touristischer Hinsicht als Profiteure daraus hervorgehen. Auch die klassischen deutschen Urlaubsregionen, wie die Nord- und Ostseeküste sowie Bayern, könnten nach diesem Szenario in Zukunft mit mehr Urlaubern rechnen.

Die Auswirkungen auf Airlines, Kreuzfahrten und Reiseveranstalter

Welche Auswirkungen die Pandemie mittel- bis langfristig auf Fluggesellschaften weltweit haben wird, kann derzeit nicht realistisch beurteilt werden. Zu groß sind die Unsicherheiten in Bezug auf die Wiederaufnahme des regulären Flugbetriebs. Experten gehen davon aus, dass die Karten in der weltweiten Airline-Industrie neu gemischt werden. Großen und kapitalstarken Fluggesellschaften wie beispielsweise Lufthansa und Ryanair wird eine deutlich bessere Überlebenschance und Zukunftsperspektive eingeräumt als kleineren und kapitalschwachen Gesellschaften. Auch große Fluggesellschaften wie beispielsweise Emirates und Singapore Airlines, hinter denen starke staatliche Kapitalgeber stehen, habe gute Karten, gestärkt aus der Pandemie hervorzugehen. Sicher ist, dass in den kommenden Wochen und Monaten noch die eine oder andere Fluglinien Insolvenz anmelden wird.

Fast noch schlimmer als die Fluggesellschaften hat es die Kreuzfahrtreedereien erwischt. Bilder von tagelang an Bord unter Quarantäne stehenden Passagieren und auf hoher See kreuzenden Schiffen, die keinen Hafen mehr anlaufen konnten, haben sich als wahres PR-Desaster für die Kreuzfahrtbranche erwiesen. Fast alle Kreuzfahrtreedereien haben bis auf Weiteres ihre Touren eingestellt. Die Aktienkurse der drei großen Cruise Holdings Carnival, Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line befinden sich seit mehreren Wochen im freien Fall. Noch ist völlig unklar, wie es mit der Branche nach der Pandemie weitergeht. Klar ist jedoch, dass viele Urlauber kurz- bis mittelfristig andere Reiseformen bevorzugen werden.

Und nicht zuletzt sind auch Reiseveranstalter und Reisebüros massiv von der Krise betroffen. Branchenriesen wie TUI haben alle Reisen in den kommenden Wochen abgesagt. Ab wann der Reisebetrieb wieder in den Normalbetrieb übergeht, lässt sich derzeit nicht einschätzen. Es muss damit gerechnet werden, dass ein Großteil der Sommersaison 2020 verloren ist. Tourismusexperten gehen deshalb davon aus, dass viele Reiseanbieter die aktuelle Krise nicht überstehen werden. Für den Ausfall einer ganzen Reisesaison reichen die Kapitalreserven der meisten Anbieter nicht aus. Profiteure der Pandemie könnten vor diesem Hintergrund abermals die großen Veranstalter sein. Viele Reisende werden in Zeiten der Unsicherheit voraussichtlich eher die Sicherheit eines Großunternehmens bevorzugen und deshalb Pauschalreisen bei TUI & Co. buchen.